Die große Abnehm-Sprechstunde

Wie finde ich heraus, warum ich zunehme?

Wer den wahren Ursachen für seine Gewichtszunahme auf den Grund geht, öffnet die Tür zu nachhaltiger Veränderung – jenseits von Kalorien und Verboten.

Svenja aus Köln hat uns gefragt: „Ich nehme immer weiter zu, obwohl ich gefühlt nicht viel anders esse als früher. Ich verstehe es nicht – warum passiert das, und wie kann ich überhaupt herausfinden, woran es liegt?“

Diese Frage trifft einen wunden Punkt – und sie betrifft sehr viele Menschen. Denn Gewichtszunahme fühlt sich oft rätselhaft an: Man macht nichts „anders“, aber die Waage klettert nach oben. Oder man nimmt trotz Diät zu, obwohl man sich einschränkt. Die Frustration wächst, das Selbstvertrauen sinkt – und irgendwann gibt man auf.

Doch es gibt Hoffnung. Denn Gewichtszunahme ist kein Zufall – sie hat Ursachen. Und wer diese erkennt, hat die Möglichkeit, gezielt gegenzusteuern. Ohne Diätzwang, sondern mit Klarheit, Verständnis und neuen Perspektiven. Lass uns gemeinsam herausfinden, was hinter der Gewichtszunahme stecken kann – und wie du Schritt für Schritt wieder das Steuer übernimmst.

Der erste Schritt: Ehrlich hinschauen – ohne Schuldgefühl

Oft fällt es schwer, sich selbst einzugestehen, dass sich etwas verändert hat. Vielleicht haben sich über die Jahre kleine Gewohnheiten eingeschlichen: hier ein Snack mehr, dort weniger Bewegung, ein Glas Wein zum Feierabend, stressbedingtes Essen am Abend.

Wichtig: Es geht nicht darum, sich zu verurteilen. Schuld hilft niemandem – Verständnis hingegen kann alles verändern. Denn nur wer ehrlich hinschaut, erkennt, was gerade wirklich los ist.

 

Ein kleines Ritual kann dabei helfen: Notiere eine Woche lang ehrlich, was du isst und trinkst, wie du dich bewegst und wie du dich dabei fühlst. Nicht zur Selbstkontrolle – sondern als liebevoller Realitätscheck.

Häufige, aber oft übersehene Gründe für Gewichtszunahme

Viele Menschen denken bei Gewichtszunahme sofort an „zu viel essen“ oder „zu wenig Bewegung“. Doch die Realität ist komplexer. Hier sind einige unterschätzte Faktoren:

1. Stress und emotionale Belastung

Stress beeinflusst unseren Körper auf vielfältige Weise: Er erhöht das Hormon Cortisol, das nicht nur den Appetit steigert, sondern auch die Fettspeicherung – vor allem im Bauchbereich – begünstigt. Hinzu kommt: Wer gestresst ist, greift öfter zu schnellen, energiereichen Snacks, isst hastiger und achtet weniger auf Sättigungssignale.

Auch emotionale Belastungen wie Einsamkeit, Überforderung oder Traurigkeit können dazu führen, dass Essen zur Kompensation wird – oft unbewusst.

2. Schlafmangel

Zu wenig oder schlechter Schlaf bringt den Hormonhaushalt durcheinander. Ghrelin (das Hungerhormon) steigt, Leptin (das Sättigungshormon) sinkt. Die Folge: mehr Appetit, weniger Kontrolle, häufiger Heißhunger. Gleichzeitig fehlt die Energie für Bewegung oder bewusstes Essen.

3. Medikamente und gesundheitliche Ursachen

Einige Medikamente – wie bestimmte Antidepressiva, Cortison, Insulin oder hormonelle Verhütungsmittel – können die Gewichtszunahme fördern. Auch Erkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion, PCOS oder hormonelle Dysbalancen haben Einfluss auf den Stoffwechsel.

Wichtig: Wenn du merkst, dass du trotz unverändertem Verhalten zunimmst, kann ein ärztlicher Check sinnvoll sein.

4. Ungleichgewicht beim Essen – ohne es zu merken

Viele Menschen unterschätzen, wie viel sie tatsächlich essen – besonders bei flüssigen Kalorien (Säfte, Kaffeegetränke, Alkohol), kleinen Snacks zwischendurch oder unbewusstem Essen beim Fernsehen.

Auch vermeintlich „gesunde“ Lebensmittel können zur Falle werden, wenn die Mengen nicht passen: Nüsse, Avocado, Müsli oder Öle haben viele gute Nährstoffe – aber auch viel Energie.

5. Bewegungsmangel im Alltag

Wer den ganzen Tag sitzt – ob im Büro oder im Homeoffice – verbraucht automatisch weniger Energie. Selbst regelmäßiger Sport kann das oft nicht komplett ausgleichen. Deshalb ist es so wichtig, Bewegung in den Alltag einzubauen: Spazierengehen, stehen statt sitzen, Treppen statt Aufzug.

6. Zunehmendes Alter

Mit jedem Lebensjahrzehnt sinkt der Grundumsatz – also die Menge an Energie, die dein Körper im Ruhezustand verbrennt. Das bedeutet: Selbst bei gleicher Essmenge kann es zur Zunahme kommen, wenn keine Anpassung erfolgt. Muskelabbau (Sarkopenie) spielt dabei eine zentrale Rolle.

7. Diäten und Jojo-Effekt

Paradoxerweise kann auch jahrelanges Diäthalten zur Gewichtszunahme führen. Der Körper „lernt“, mit weniger Energie auszukommen – der Stoffwechsel passt sich an. Nach der Diät kehrt der alte Appetit zurück, aber der Kalorienbedarf ist gesunken. So entsteht der berühmte Jojo-Effekt.

Wie du deine persönliche Ursache(n) findest

Jede Gewichtszunahme hat ihre ganz eigene Geschichte – und genau darin liegt die Chance. Denn wer herausfindet, was hinter dem eigenen Essverhalten und Körpergefühl steckt, kann gezielt ansetzen. Nicht jeder nimmt aus den gleichen Gründen zu, und genau deshalb ist es so wichtig, die eigene Situation ehrlich und liebevoll zu betrachten. Es geht nicht darum, alles sofort zu verändern – sondern um das Verständnis für dich selbst. Aus diesem Verständnis entstehen die besten Lösungen.

1. Reflektiere ehrlich deinen Alltag

Wo hat sich vielleicht etwas verändert? Bewegst du dich weniger? Isst du unregelmäßiger? Hast du häufiger Stress oder schläfst schlechter? Diese Fragen sind kein Verhör – sondern der erste Schritt zu mehr Selbstverständnis.

2. Achte auf deine Gefühle beim Essen

Iss du, wenn du wirklich Hunger hast – oder eher aus Langeweile, Frust oder zur Belohnung? Halte vor jeder Mahlzeit einen Moment inne. Frag dich: „Was brauche ich gerade wirklich?“

Diese Achtsamkeit hilft, emotionale Auslöser besser zu erkennen – und gesündere Strategien zu entwickeln.

3. Führe ein bewusstes Ernährungstagebuch

Eine Woche lang kannst du folgendes festhalten:

  • Was habe ich gegessen und getrunken?
  • Wann und wie schnell habe ich gegessen?
  • Wie hungrig oder satt war ich?
  • Welche Stimmung hatte ich vorher und nachher?

Oft zeigen sich dadurch Muster, die im Alltag unbewusst bleiben.

4. Beobachte dein Bewegungsverhalten

Wie aktiv bist du wirklich? Nutzt du Treppen, machst du Spaziergänge, bewegst du dich im Alltag regelmäßig? Manchmal unterschätzt man, wie viel Zeit man sitzend verbringt – und wie wenig Energie dabei verbraucht wird.

5. Ziehe bei Unsicherheit ärztlichen Rat hinzu

Wenn du das Gefühl hast, dass etwas körperlich nicht stimmt, solltest du es abklären lassen. Gerade bei anhaltender Gewichtszunahme ohne offensichtliche Ursache ist es sinnvoll, Blutwerte, Hormone oder Medikamente zu prüfen.

Was du konkret tun kannst, wenn du die Ursachen kennst

Wenn du deine Muster erkannt hast, kannst du gezielt ansetzen – ohne Druck, aber mit Klarheit:

  • Beginne mit kleinen Änderungen: Statt radikaler Diäten lieber ein gesunder Frühstücksstart oder ein täglicher Spaziergang.
  • Sorge für regelmäßige Mahlzeiten, die dich wirklich sättigen.
  • Achte auf Schlaf, Stressbewältigung und bewussten Genuss.
  • Erlaube dir Pausen und Rückschläge – sie sind Teil des Prozesses.

Veränderung entsteht nicht über Nacht. Aber sie beginnt immer mit dem ehrlichen Blick auf dich selbst – und dem Mut, Verantwortung zu übernehmen, statt sich selbst zu verurteilen.

Fazit: Deine Gewichtszunahme ist kein Rätsel – sie ist eine Botschaft

Svenja aus Köln – und allen, die sich diese Frage stellen – dürfen wissen: Gewichtszunahme ist nicht das Problem. Sie ist ein Signal. Ein Hinweis darauf, dass sich in deinem Leben etwas verschoben hat – körperlich, emotional oder strukturell.

 

Wenn du beginnst, diese Signale ernst zu nehmen und mit Offenheit zu hinterfragen, wirst du nicht nur die Ursache(n) erkennen – sondern auch die Kraft finden, etwas zu verändern.

Du musst keine Schuld tragen. Du darfst verstehen. Und dann Schritt für Schritt neu wählen.

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