Die große Abnehm-Sprechstunde

Wie wirkt sich Cortison auf mein Gewicht aus?

Cortison ist ein wichtiges Medikament – aber viele fürchten die Gewichtszunahme. Was ist dran, und was kannst du tun?

Als Lena, 39, uns schrieb, war sie ehrlich besorgt: „Ich habe wegen meiner chronischen Erkrankung Cortison verschrieben bekommen – und nehme plötzlich zu, obwohl ich mich kaum anders ernähre. Ich fühle mich hilflos. Was passiert da mit meinem Körper?“

Diese Situation ist keine Ausnahme. Viele Menschen, die Cortison einnehmen (müssen), stellen eine Gewichtszunahme fest – oder haben Angst davor. In diesem Artikel schauen wir genauer hin: Was macht Cortison im Körper? Warum wirkt es sich aufs Gewicht aus? Und was kannst du tun, wenn du betroffen bist?

Was ist Cortison überhaupt – und warum wird es verschrieben?

Cortison ist ein Medikament, das zur Gruppe der Glukokortikoide gehört. Es ist dem körpereigenen Hormon Cortisol sehr ähnlich und wirkt stark entzündungshemmend. Eingesetzt wird es unter anderem bei:

  • Autoimmunerkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis, Lupus)
  • Asthma und chronisch entzündlichen Lungenerkrankungen (COPD)
  • Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte
  • chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
  • Allergien und akuten Schüben

Cortison kann Leben retten – und ist in vielen Fällen unverzichtbar. Doch es hat auch Nebenwirkungen, die gerade beim langfristigen Einsatz eine große Rolle spielen. Eine davon ist die Veränderung des Stoffwechsels – mit Folgen für das Gewicht.

Wie wirkt Cortison im Körper – und warum beeinflusst es das Gewicht?

Cortison beeinflusst viele Prozesse im Körper – unter anderem:

  • Stoffwechsel: Es erhöht den Blutzuckerspiegel, fördert den Abbau von Eiweiß (z. B. in den Muskeln) und begünstigt die Speicherung von Fett – vor allem im Bauchbereich.
  • Appetit: Viele berichten, dass sie unter Cortison mehr Hunger haben, vor allem auf Kohlenhydrate.
  • Wassereinlagerungen: Besonders zu Beginn der Einnahme kann es zu sichtbarer Einlagerung von Flüssigkeit kommen – das wirkt sich auf das Körpergewicht aus.
  • Veränderung der Körperzusammensetzung: Durch Muskelabbau und gleichzeitige Fetteinlagerung verändert sich die Figur – oft spricht man vom „Cushing-Typ“ mit dünnen Armen und Beinen, aber rundlichem Gesicht und Bauch.

Das Zusammenspiel dieser Faktoren kann zu einer spürbaren Gewichtszunahme führen – obwohl man gar nicht so viel mehr isst. Das ist frustrierend – aber auch erklärbar.

Wie schnell nimmt man unter Cortison zu – und wie viel?

Das ist individuell sehr verschieden und hängt ab von:

  • der Dosis (je höher, desto stärker die Wirkung auf Gewicht und Appetit)
  • der Dauer der Einnahme
  • der individuellen Veranlagung (Stoffwechsel, Hormonlage, Bewegung)
  • der Ernährung und Alltagsgestaltung

Bei kurzfristiger Einnahme (z. B. 1–2 Wochen bei einem Asthma-Schub) sind Wassereinlagerungen und Gewichtsschwankungen meist vorübergehend. Bei langfristiger Einnahme – vor allem über Monate oder Jahre – wird die Gewichtszunahme oft zur Belastung.

 

Viele berichten von 3–10 Kilo plus, manche von noch mehr. Wichtig zu wissen: Nicht alles davon ist Fett. Ein Teil sind Wasser und Veränderungen der Körperzusammensetzung.

Was du tun kannst, wenn du Cortison nehmen musst

Die wichtigste Botschaft zuerst: Du hast mehr Einfluss, als du denkst – auch wenn sich dein Körper manchmal anders anfühlt. Es geht nicht darum, Cortison zu verteufeln oder abzusetzen (das wäre gefährlich!), sondern darum, gezielt gegenzusteuern.

1. Ernährung bewusst anpassen

  • Achte auf eine eiweißreiche Ernährung (z. B. Quark, Eier, Hülsenfrüchte, Fisch, mageres Fleisch), um Muskelabbau zu bremsen
  • Reduziere schnelle Kohlenhydrate (z. B. Zucker, Weißmehlprodukte), da Cortison den Blutzucker ansteigen lässt
  • Setze auf viele Ballaststoffe, Gemüse und gesunde Fette (z. B. Nüsse, Olivenöl), um Heißhunger vorzubeugen
  • Trinke ausreichend Wasser – das hilft gegen Einlagerungen

2. Bewegung trotz Müdigkeit und Schmerzen

Cortison kann den Körper müde machen – oder durch die Grunderkrankung ist Bewegung ohnehin schwer. Doch jeder Schritt zählt. Schon tägliche Spaziergänge helfen, den Stoffwechsel zu aktivieren, Muskeln zu erhalten und Wasser aus dem Gewebe zu bringen.

Wenn möglich, baue leichtes Krafttraining ein – das schützt die Muskulatur und wirkt dem typischen Körperumbau entgegen.

Was, wenn du trotzdem zunimmst?

Dann bist du nicht allein – und es ist kein Zeichen von Schwäche. Wichtig ist, realistisch zu bleiben und die Umstände mitzubedenken. Nicht du versagst – dein Körper reagiert auf ein Medikament.

Vielleicht kannst du mit deiner Ärztin oder deinem Arzt besprechen:

  • Ist eine Dosisreduktion möglich?
  • Gibt es Alternativen oder eine schrittweise Umstellung?
  • Könnte eine Ernährungsberatung helfen?
  • Ist eine Zusammenarbeit mit einer Physiotherapie oder einem Bewegungscoach möglich?

Gerade bei langfristiger Einnahme lohnt sich eine medizinisch begleitete Strategie – denn du musst das nicht allein stemmen.

Lenas Weg – und was du daraus mitnehmen kannst

Lena hat nach ihrer Nachricht an uns begonnen, mehr auf ihre Ernährung zu achten. Statt sich zu kasteien, hat sie sich kleine Ziele gesetzt: mehr Eiweiß, weniger Süßes, regelmäßige Bewegung – auch wenn es nur kurze Spaziergänge waren.

Sie hat mit ihrem Arzt offen über ihre Sorgen gesprochen – und gemeinsam haben sie die Dosis etwas reduziert. Nach zwei Monaten schrieb sie uns: „Ich habe nicht abgenommen – aber ich nehme auch nicht mehr zu. Und ich habe das Gefühl, wieder mehr Kontrolle zu haben.“

Das ist oft der wichtigste Schritt: nicht gegen den Körper zu kämpfen, sondern ihn zu verstehen – und Strategien zu finden, die im Alltag machbar sind.

Fazit: Cortison kann das Gewicht beeinflussen – aber du bist nicht machtlos

Ja, Cortison verändert den Stoffwechsel, fördert Wassereinlagerungen und steigert oft den Appetit. Aber mit dem Wissen darum kannst du gegensteuern – mit bewusster Ernährung, Bewegung, ärztlicher Unterstützung und vor allem: Geduld mit dir selbst.

 

Wenn du betroffen bist, dann sieh es nicht als Scheitern – sondern als besondere Herausforderung, der du mit Klarheit und Selbstfürsorge begegnen darfst.

Du bist nicht allein – und du musst das nicht perfekt machen. Aber du kannst deinen Weg finden – Schritt für Schritt.

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