Die große Abnehm-Sprechstunde

Was sagt mein Körpergewicht über meine Gesundheit aus?

Gewicht ist mehr als nur eine Zahl auf der Waage – es ist ein Spiegel für viele Prozesse in deinem Körper.

Saskia, 35, fragte uns vor kurzem: „Ich wiege mehr als früher, aber ich fühle mich eigentlich ganz okay. Muss ich mir trotzdem Sorgen machen?“ Eine berechtigte Frage – denn das Körpergewicht allein erzählt selten die ganze Geschichte. Viele Menschen machen es sich zur einzigen Orientierung beim Thema Gesundheit und Übergewicht. Doch das ist zu kurz gedacht.

In diesem Artikel schauen wir genauer hin: Was sagt das Körpergewicht wirklich über deine Gesundheit aus? Wann ist es ein Warnsignal, wann eher harmlos? Und welche anderen Werte spielen eine wichtige Rolle, wenn du gesund abnehmen oder dein Gewicht besser einordnen willst?

Warum Gewicht nicht alles ist

Viele Jahre lang galt: Wer übergewichtig ist, lebt ungesund. Punkt. Doch moderne Forschung zeigt, dass es so einfach nicht ist. Gewicht ist ein Faktor von vielen – aber nicht der einzige. Entscheidend ist, woher das Gewicht kommt, wo es sich verteilt und wie der Körper insgesamt funktioniert.

 

Ein Mensch mit etwas mehr Kilos, aber gutem Stoffwechsel, stabilen Blutwerten und aktiven Gewohnheiten kann gesünder sein als jemand mit „Idealgewicht“, aber starkem Stress, wenig Bewegung und Mangelernährung. Gesundheit ist komplex. Gewicht ist nur ein Teil davon. Hinzu kommt: Der Körper verändert sich mit dem Alter, mit Hormonschwankungen, nach Schwangerschaften oder bei bestimmten Erkrankungen. Was früher „normal“ war, muss nicht das Ziel fürs Leben sein.

Der Body-Mass-Index (BMI) – hilfreich oder überholt?

Der BMI ist die wohl bekannteste Zahl zur Einschätzung von Körpergewicht. Er berechnet sich aus Gewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat. Klingt einfach – ist aber nur bedingt aussagekräftig.

Denn: Der BMI unterscheidet nicht zwischen Fett- und Muskelmasse. Ein sportlicher Mensch mit viel Muskelmasse kann laut BMI „übergewichtig“ sein, obwohl er topfit ist. Und jemand mit wenig Muskelmasse, aber hohem Fettanteil, kann im „Normalbereich“ liegen – und trotzdem ein erhöhtes Risiko für Stoffwechselerkrankungen haben.

Auch Alter und Geschlecht werden im BMI nicht berücksichtigt. Dabei haben Frauen von Natur aus einen höheren Fettanteil, während ältere Menschen oft Muskelmasse verlieren. Der BMI ist also ein grober Richtwert, mehr nicht.

Wichtiger als das Gewicht: Die Fettverteilung

Wo sich das Fett am Körper anlagert, ist ein viel besserer Gesundheitsindikator als das Gewicht an sich. Besonders das Fett im Bauchraum (viszerales Fett) ist problematisch. Es bildet entzündungsfördernde Stoffe, beeinflusst Hormone und erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 und andere chronische Krankheiten.

Tipp:

  • Der Bauchumfang ist oft aussagekräftiger als der BMI. Frauen sollten unter 80 cm, Männer unter 94 cm liegen.

Fett an Hüften, Oberschenkeln oder Po ist hingegen hormonell weniger aktiv und gilt als weniger risikoreich. Besonders bei Frauen wird diese Fettverteilung oft als „gynoid“ bezeichnet und ist aus gesundheitlicher Sicht meist unproblematisch.

Körperzusammensetzung: Was steckt hinter deinem Gewicht?

Eine moderne Körperanalyse schaut nicht nur auf das Gesamtgewicht, sondern unterscheidet:

  • Fettmasse
  • Muskelmasse
  • Wasseranteil
  • Knochengewicht

Das heißt: Zwei Menschen mit gleichem Gewicht können völlig unterschiedlich aussehen und gesundheitslich verschieden aufgestellt sein. Eine Körperfettmessung (z. B. per BIA-Analyse) kann helfen, deine Fortschritte realistisch einzuordnen – besonders beim Training.

Auch Sportler:innen mit intensiver Krafteinheit profitieren davon, da Muskelzuwachs das Gewicht steigen lassen kann, ohne dass Fett aufgebaut wird. Ohne diese Differenzierung führen Waage-Ergebnisse schnell zu Frust.

Was dein Gewicht über Risiken verraten kann

Ein dauerhaft erhöhtes Gewicht kann Hinweise auf gesundheitliche Risiken geben – muss aber nicht. Entscheidend ist der Gesamtzusammenhang. Hier einige Möglichkeiten:

  • Schilddrüsenunterfunktion: Führt zu Gewichtszunahme trotz gleicher Ernährung.
  • Insulinresistenz oder Diabetes Typ 2: Begünstigt Bauchfett und Heisshunger.
  • Hormonelle Ungleichgewichte: (z. B. bei PCOS oder in den Wechseljahren)
  • Chronischer Stress: Erhöht Cortisol, was wiederum die Fetteinlagerung fördert.
  • Fettleber: Ein stiller Verursacher für stagnierendes Gewicht.
  • Schlafstörungen: Schlechter Schlaf fördert Hungerhormone wie Ghrelin.
  • Depressionen oder bestimmte Medikamente: z. B. Antidepressiva oder Cortison.

Wenn du trotz gesunder Lebensweise nicht abnimmst oder stetig zunimmst, lohnt sich ein Gesundheitscheck mit Blick auf Blutwerte, Hormone und Organe. Dabei helfen auch Labortests auf Nährstoffmängel oder stille Entzündungen.

Wann ist dein Gewicht gesund?

Es gibt keine perfekte Zahl. Aber: Dein Gewicht ist dann gesund, wenn du dich

  • energiegeladen fühlst,
  • gut schlafen kannst,
  • dich ausreichend bewegst,
  • normale Blutwerte hast
  • und keine typischen Beschwerden wie Kurzatmigkeit, Bluthochdruck oder chronische Müdigkeit auftreten.

Manche Ärzt:innen sprechen von „metabolisch gesundem Übergewicht“. Das heißt: Ein Mensch hat zwar ein höheres Gewicht, aber keine auffälligen Gesundheitswerte. Trotzdem sollte man nicht vergessen: Mit dem Alter können sich diese Werte verändern.

Auch spielt die familiäre Veranlagung eine Rolle. Wer z. B. genetisch bedingt eher zu einem höheren Gewicht neigt, muss nicht automatisch ein Gesundheitsrisiko tragen – solange die Lebensweise insgesamt ausgewogen ist.

Was du tun kannst, um dein Gewicht besser einzuordnen

Nicht die Zahl auf der Waage allein entscheidet. Wichtig ist, deinen Körper zu verstehen und ihn als Ganzes zu betrachten. Das kannst du tun:

  • Lasse regelmäßig deine Blutwerte kontrollieren (z. B. Blutzucker, Cholesterin, Schilddrüsenwerte)
  • Miss deinen Bauchumfang und beobachte die Veränderungen
  • Nutze eine Körperanalyse-Waage für mehr Details zur Zusammensetzung
  • Führe ein Gesundheitstagebuch – wie geht es dir wirklich?
  • Achte auf deinen Energielevel, Stimmungsschwankungen, Verdauung und Schlaf
  • Vermeide ständiges Wiegen und nutze Fotos, Kleidung oder Messbänder zur Orientierung

Und vielleicht am wichtigsten: Verurteile dich nicht für dein Gewicht. Du bist nicht deine Zahl. Dein Körper spricht mit dir – hör hin, nicht nur auf die Waage.

Fazit: Gewicht ist ein Teil der Wahrheit – nicht die ganze

Dein Körpergewicht kann Hinweise geben, aber es erzählt nie die ganze Geschichte. Viel wichtiger ist, wie es dir geht, wie deine inneren Werte aussehen und wie du dich im Alltag bewegst. Wenn du lernen willst, mit deinem Körper zu arbeiten statt gegen ihn, dann fang an, ihn wirklich kennenzulernen.

 

Gesundheit beginnt nicht mit Idealgewicht, sondern mit Selbstführsorge und echtem Interesse am eigenen Körper. Wer diese Haltung entwickelt, kann langfristig gesünder, zufriedener und entspannter leben – unabhängig von der Zahl auf der Waage.

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